Die Künstler/innen sind anwesend.

Editorial*

So heißt es bei fast jeder unserer Eröffnungen im Ausstellungsraum EULENGASSE. Und dann entwickelt sich die Einführung in die jeweilige Ausstellung, die eine oder andere Form der Kunstvermittlung. Dies hier ist nun keine Ausstellung, auch kein Katalog einer Ausstellung, und doch ist Kunstvermittlung ein Schwerpunkt dieses Magazins. Aber erst einen Schritt zurück. Am Anfang stand ein ganz einfacher Beschluss: Zum 10-jährigen Bestehen solle es eine Publikation geben – eher ein Magazin, eine Zeitschrift, mit journalistischem Stil in ansprechenden Texten und mit Bilderstrecken präsentiert. Damit dies auch für Leute interessant wird, die noch nie eine Ausstellung im Kunstverein EULENGASSE besucht haben. Nun, Du hast sie in Deinen Händen, rot heißt die Zeitschrift. Und sie ist doch ganz anders geworden als anfangs gedacht. Aber der Reihe nach.

Zunächst dachten wir, nur ein Magazin über die Bandbreite unserer bisherigen Positionen zeitgenössischer Kunst zu machen, die wir seit 2003 im Ausstellungsraum EULENGASSE in Frankfurt-Bornheim gezeigt haben. Einen Einblick geben in eine Vielzahl von Ausstellungen von jungen und von nicht mehr so jungen Künstlern, von bekannten und auch auf ihre Weise arrivierten Künstlern, von upcoming stars. Etwas wiedergeben von der experimentellen Atmosphäre von dem einen oder anderen Ausstellungsprojekt. Berichten vom Scheitern guter und weniger durchdachter Ideen.

Ein Verein lebt von seinen Mitgliedern. So auch der Kunstverein EULENGASSE, ein »Verein zur Förderung zeitgenössischer Kunst und Kultur e.V.« Da sind es die Mitglieder, die den Ton angeben und die Musik machen. In unserem Fall also für diese Zeitschrift. Da sind als erstes die künstlerischen Beiträge der kunstschaffenden Mitglieder: je eine Arbeit im Format A4. Jeweils ein Einblick in ein künstlerisches Uni(Poly)versum. Da sind dann Beiträge von Künstlern über Kunst, Kultur und Politik. Und Artikel von Journalisten über Kunst, Kunstmarkt und den Kunstschafffenden. Und Positionen zum aktuellen kunstwissenschaftlichen und kulturpolitischen Diskurs. Beiträge zur soziokulturellen Funktion eines Kunstvereins im Stadtteil, zur Frage von Grenzziehungen am Beispiel Frankfurt/Offenbach, zu Formen zeitgenössischer Kunstvermittlung, und und und…

Alles interessante Aspekte für ein Magazin für Leute, die sich Zeit nehmen zum Innehalten, zum Reflektieren, zum Nachdenklichwerden. Die sich Freiraum schaffen. Die nicht möchten, dass ihr Leben in einer Bilderund Datenflut ertrinkt, sondern die Zeit haben.

Mit unserer Kulturarbeit wollen wir erreichen, dass die Stadt weiterhin anders aussieht, dass dieser Freiraum für zeitgenössische Kunst dem Frankfurter Kulturleben erhalten bleibt. Aus Verantwortung gegenüber kulturell interessierten Menschen, Künstlern und gegenüber der Stadt, in der wir arbeiten, leben und agieren.

Guten Appetit beim Kunstgenuss!
Euer Team von EULENGASSE

*Helga Marx (Vorstand), Vládmir Combre de Sena, Harald Etzemüller (V.), Martina Templin (V.)
Fotos © Vanja Vukovic, 2013